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schwere Entscheidung

„99 Fragen an den Tod“ kann mir leider keine Entscheidung abnehmen.
„99 Fragen an den Tod“ kann mir leider keine Entscheidung abnehmen.

Als Frau Uhde* vom Palliativdienst bei ihrem gestrigen Besuch meinte, vielleicht wäre es Zeit für mich ans Hospiz zu denken, wo ich der Organisation des Alltags enthoben wäre und zur Ruhe kommen könnte, da brachen die Tränen aus mir heraus, denn sofort war mir klar, dass das den Abschied von meinem geliebten „Gehäuse“, meiner Wohnung bedeuten würde. Aber klar, früher oder später bedeutet sterben die gewohnte Umgebung zu verlassen. Entweder bleibe ich daheim oder ich gehe auf Reisen. Und dass Freund Hein  einen mal eben so im Schlaf mitnimmt, den Gefallen tut er den wenigsten.

 

Doch vielleicht gibt es ja schon Anzeichen, dass die Zeit dazu gekommen ist. Die Besuche sind „abgearbeitet“ und der Alltag ist eingekehrt. Birgit* ging auf Schiffsreise, Annegret* bietet mir zwar tapfer weiter ihre Fahrdienste an, kann aber kaum noch laufen und Franz* liegt gerade in der Klinik, weil er eine neue Hüfte bekommt. Schließlich hat sich meine Schwester entschlossen sich jetzt einen Hund zuzulegen, der gerade ihre Aufmerksamkeit braucht, deswegen wird sie zum heutigen Jour fixe nicht dabei sein.

 

Mein Credo, so lange wie möglich in meiner Wohnung zu bleiben würde aber auch bedeuten, dass ich hier irgendwann ein Pflegebett bräuchte und mehr Fremde als jetzt längere Zeit in meiner Wohnung sich aufhalten würden. Das haben Frau Uhde und ich gestern in Gedanken durchgespielt und das wäre für mich noch schwerer erträglich. Schließlich würde mein Entschluss bedeuten, dass ich dann immer noch die Wartezeit auf einen Platz hätte.

 

So verbrachte ich den gestrigen Tag in Trauer und suchte im Internet nach Berichten über ähnliche Erfahrungen – vergebens. Ich denke, das muss ich noch eine Weile verarbeiten und mit anderen darüber reden, erstmal heute mit meinem Freund Jakob*.

 

*Namen geändert

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Kommentare: 6
  • #1

    Flo (Donnerstag, 10 März 2022 09:48)

    Ich wünsche dir ganz viel Kraft und Frieden mit dir selbst, wie du dich auch entscheiden mögest.

    Ganz liebe Grüße

  • #2

    Hartmut (Donnerstag, 10 März 2022 11:46)

    Ich denke an dich!

  • #3

    Birke (Donnerstag, 10 März 2022 23:06)

    Ach ja, das ist keine leichte Entscheidung. Das glaube ich dir. Und auch der Umzug ist aufwendig. Es ist auch so ein endgültiger Schritt.
    Ich habe immer wieder gehört, dass im Hospiz die Betreuung sehr liebevolle ist.
    Es würde sicher Vieles für dich leichter sein. Vielleicht sagst du dann: "Hätte ich es doch schon früher gemacht." - Ja, eine Medaille, 2 Seiten !
    Ich wünsche dir ein gutes Verarbeiten und eine Entscheidung, die du für dich gut akzeptieren kannst.
    Ich umarme dich !

  • #4

    Adelheid (Freitag, 11 März 2022 09:06)

    Du hast schon viele mutige Entscheidungen getroffen. Dafür bewundere ich dich. Ich wünsche dir die Kraft für den nächsten Schritt, wie auch immer du dich entscheidest. Dankbar bin ich für die Stunden, die ich mit dir verbringen durfte.

  • #5

    Andreas (Samstag, 12 März 2022 07:39)

    Danke allen für Eure Gedanken und Euren Zuspruch.

  • #6

    Johanna Günther (Sonntag, 13 März 2022 22:17)

    Lieber Andreas, gedanklich innig verbunden mit dir! Ich wünsche dir ganz viel Beistand, Stärkung und Frieden, für jeden Schritt den du gehen mußt. Ich teile so sehr deine Gedanken..., doch ich muß immer daran denken, was unser Grossvater August gesagt hat, "Kinder, die Erde ist ein Jammertal, das Schöne, das ewige Paradies kommt noch!" Ich finde es so tröstlich, er war ein sehr kluger Mensch! Lieber Andreas, ich wünsche dir liebe Menschen, die dich begleiten und deine "Reise" ins Paradies mit dir erträglich vorbereiten. Fühle dich umarmt von deiner Cousine Hannedore