Als meine Eifler Freunde mich gestern Abend nach einem gelungenen Abend bei gutem Essen aus dem St. Wilhelmer Tal heimfuhren und die Sterne über uns so klar funkelten, wie sie in der Lichtverschmutzung der Großstadt Freiburg kaum zu sehen sind, da erinnerte ich mich an ein Gedicht meines Vaters, das er 1945 im Kriegsgefangenenlager Neu-Ulm formulierte:
Gewissheit
Wenn der Tag sich endlich neiget
und die Welt in Dämmer hüllt
und die Nacht aus Wäldern steiget
und mein Herz den Frieden fühlt,
seh' ich, wie den fernen Dom
sanft die Nacht in sich verschlinget,
wie vom Firmament der Strom
ew'ger Sterne zu mir dringet.
Tausendfaches Lichtgefunkel
wölbt sich über uns'rer Welt.
Einsam stehe ich im Dunkel.
Siehe, dort ein Sternlein fällt!
Und mein leiser Wunsch, er ziehet
mit ihm in die Ewigkeit.
Törichte Gedanken, fliehet!
und mein Herz, sei still, bereit:
Was auch stets gescheh' auf Erden,
Gottes Güte niemals endet.
Und er auch dies wirre Werden
endlich doch zum Besten wendet.
Joachim Schwarzkopf, Mai 1945
Ich finde es ist nach wie vor aktuell und vielleicht mag es einigen Lesern Trost und Hoffnung geben, wie es meinen Vater getröstet hat.
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Maria (Mittwoch, 02 März 2022 12:11)
Es ist tröstlich, wie Menschen immer schon und immer noch, Wege finden, das Weltgeschehen 1945 und heute zu verarbeiten.
Danke für das Gedicht deines Vaters Andreas.
Adelheid (Freitag, 04 März 2022 15:10)
Lieber Andreas,
Es ist gut zu lesen, dass du weiterhin nette Begegnungen mit Freunden hast und viele Momente noch genießen kannst. Ich wünsche dir noch viele davon. Das Gedicht deines Vaters ist wunderbar
Nastassja (Samstag, 05 März 2022 16:26)
Ein wunderschönes Gedicht. Ich bin auf den Blog über das Interview auf Queer.de gestoßen. Für mich ist der Tod und das Sterben sehr angstbesetzt, weshalb ich versuche mich mehr damit auseinanderzusetzen. Ihr/Dein Blog macht mir Hoffnung.
Andreas (Sonntag, 06 März 2022 09:24)
Danke für Eure Rückmeldungen. Interessant ist für mich auch, wie ihr auf meinen Blog aufmerksam wurdet. Danke Nastassja. Aus meinem heutigen Eintrag siehst Du, dass ich derzeit eher Angst vor unvollkommenen Lebenssituationen als dem Tod habe.