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Glück oder Trauer?

Schnappschuss auf dem Alten Friedhof von Freiburg. Die kunstvolle Laubkrone (nicht von mir) inspirierte mich zu der Sprechblase.
Schnappschuss auf dem Alten Friedhof von Freiburg. Die kunstvolle Laubkrone (nicht von mir) inspirierte mich zu der Sprechblase.

Ich glaube, ich will eine Freundin zu ihrem Glück zwingen, dabei meine ich es doch nur gut! 😁 Als wir an meinem Geburtstag miteinander telefonierten, da schenkte ich ihr am Ende des einstündigen Telefonats reinen Wein ein bezüglich meines Zustands. Verständlicherweise war sie geschockt und brach in Tränen aus und beendete das Telefonat, nicht ohne dass wir uns versicherten, uns noch einmal zu sehen. Das letzte Treffen war vor zwei Jahren. Jetzt, fünf Wochen nach unserem letzten Telefonat rief sie auf meine Karte zu ihrem Geburtstag an. Ich hatte  — vielleicht nicht so ganz passend auf einer Geburtstagskarte (?) — noch einmal meinen Wunsch nach einem Wiedersehen bekräftigt. Leider konnte ich heute nicht ans Telefon.

 

Sie hatte sich für meine Glückwünsche bedankt, doch der Inhalt der Karte hätte sie sehr traurig gemacht. Ich bin davon überzeugt, dass ich außer dem Wunsch nach einem Wiedersehen, den sie doch auch hatte, nichts weiter hinzugefügt habe, was sie traurig machen könnte.

 

Am liebsten würde ich sie packen und schütteln und sagen: „Hey, ich lebe und es geht mir gut! Wir alle müssen sterben! Aber begrabe mich doch nicht schon ehe ich tot bin!“ Dass sie wegen Corona sehr ängstlich ist verstehe ich ja und kann ich akzeptieren, aber sie tut gerade so als sei der Tod eine ansteckende Krankheit. Ich würde ihr so gerne die Angst davor nehmen! Doch ich fürchte, ich muss sie ihren eigenen Weg gehen lassen, auf die „Gefahr“ hin, dass wir uns nicht mehr sehen. Doch ist ja nur „hier“: „Sehn wir uns nicht in dieser Welt dann sehn wir uns in Bielefeld.“ Ihre Trauer zu akzeptieren ist so verdammt schwer! Habe ich Angst vor meiner Trauer?

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