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Ausgelaufen

Vorgestern wollte ich auf einem Spaziergang mein Altglas entsorgen. Ganz langsam und mit zunehmenden Schmerzen machte ich mich auf den Weg, um schließlich auf halbem Wege erkennen zu müssen, dass ich es nicht mehr schaffe. Also umgedreht, um wenigstens das rettende Zuhause zu erreichen. Das war ein Schock! Jetzt ist es also soweit, das Ende der Selbständigkeit, Selbstläufigkeit müsste es passenderweise heißen. Immerhin ging mein Realismus soweit zu erkennen, dass es auch mit mehr Schmerzmittel nicht mehr möglich sein würde. Da war zwar noch die Hoffnung alleine mit Rollstuhl kurze Distanzen überbrücken zu können, doch meine Pflegerin warnte mich davor nach meinen Schlüsselbeinbrüchen meine Arme zu überanstrengen. Und ein Versuch am gestrigen Tag, als mein Freund mich auf einen Spaziergang ausfuhr, zeigte auch seine Schwierigkeiten auf unseren schmalen und seitlich geneigten Gehwegen Spur zu halten.

 

Trauer und Wut bemächtigten sich meiner, wobei die Wut auch Kristallisationspunkte im Verhalten anderer findet, was unserem Verhältnis nicht gerade förderlich ist und gerade mich dazu verführen könnte, auch noch die helfende Hand wegzuschlagen. Supervision müsste ein selbstverständlicher Bestandteil der Integration sein!

 

Doch gestern kamen wieder meine Schwester und mein Freund zu unseren wöchentlichen Treffen, die ja auf ihre Initiative ins Leben gerufen wurden und mit einem von ihr vorbereiteten Mittagessen enden. Dabei ist sie noch berufstätig und engagierte Oma.

 

Immerhin kann ich mich in meiner Wohnung fortbewegen und mein Leben gestalten, was mich besonders wieder bei meinem heutigen Morgenritual mit Milchkaffee und PC-Tätigkeit mit Dankbarkeit erfüllt.

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