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Mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen.

Nach einem gemeinsamen Frühstück und einer Ruhepause, brachen gestern meine Kölner Freundin und ich auf, um mit der Tram ein wenig Freiburg zu erkunden, ihre Erinnerungen aufzufrischen oder ihr Veränderungen der Stadt zu zeigen. Und dann erhält sie plötzlich einen Anruf, dass eine Freundin und Kollegin von ihr am Vorabend plötzlich verstorben ist. Nach einem Moment des Schocks und der Trauer zieht ein geschäftiges Treiben dank unserer mordernen (ich lass diesen Tippfehler jetzt mal so als Denkanstoß unkommentiert stehen) Kommunikationsmittel wie eine Spinne ein Netz. Ihr stieß das auch auf und sie bemerkte, früher bekam man nach ein paar Tagen eine Todesanzeige, in ganz dringenden Fällen ein Telegramm und es ging alles etwas entschleunigter ab, eventuell hatte man sogar noch Gelegenheit den aufgebahrten Leichnam zu sehen. Heute müssen schnell ein paar würdigende und tröstenden Worte formuliert und verbreitet werden. So war sie auch am Abend bei unserem gemeinsamem Abendessen noch mit fernmündlicher Kommunikation beschäftigt.

 

Die Überschrift über diesen Eintrag formulierte zum Beispiel John Lennon so: Leben ist das was passiert, während Du dabei bist andere Pläne zu machen.

 

 

Zwischendrin hatte ich gestern noch ein (voraussichtlich) letztes Gespräch mit meinem Psychotherapeuten, der mich viele Jahre begleitet hat und mir oft eine Stütze war. Zum Abschied sagte er, dass eigentlich nicht traurig sei, sondern er mit einer gewissen Zufriedenheit konstatierte, dass ich meinen Weg gefunden hätte. Und trotz Tränen auf meiner Seite, die aber meist ein Ausdruck tiefer emotionaler Bewegtheit sind, stimmte seine Empfindung auch für mich.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Maria (Donnerstag, 27 Januar 2022 05:43)

    Je mehr ich mir der Vergänglichkeit ALLER Menschen und Dinge bewusst werde, desto mehr freunde ich mich damit an, ja merke: es gibt ja NICHTS anderes!
    Das schafft eine Zuversicht und ein Vertrauen in mir, dass es schon so gut ist, wie es ist und alle Menschen (und Dinge) ihren Weg gehen und das finden, was immer Jetzt dran ist.

    Wir alle gehn dir ja auf dem Weg hinterher oder voraus, wer weiß das schon?

    Was wissen wir überhaupt?

    Frei nach Rilke:

    Du musst das Leben nicht verstehen,
    dann wird es werden wie ein Fest.
    Und lass dir jeden Tag geschehen
    so wie ein Kind im Weitergehen von jedem Wehen
    sich viele Blüten schenken lässt.

    Sie aufzusammeln und zu sparen,
    das kommt dem Kind nicht in den Sinn.
    Es löst sie leise aus den Haaren,
    drin sie so gern gefangen waren,
    und hält den lieben jungen Jahren
    nach neuen seine Hände hin.