Wiedersehen

Eine Motivation, diesen Blog anzulegen war, allen Verwandten und Freunden und nicht zuletzt mir selbst Gelegenheit zum Abschied zu geben. Mir kommen gerade Parallelen zu dem Abschiedsfest meiner Schwester vor zehn Jahren, nachdem sie ihren Haushalt aufgelöst hatte und dann mit einer Freundin per Wohnmobil auf große Fahrt ging und vorher nochmal alle ihr wichtigen Menschen um sich versammelte. Warum machen wir uns das nicht zur Gewohnheit, wenn wir wissen, dass der Tod naht, dass wir ein großes Fest feiern? Oft trifft sich dann die Familie auf der Beerdigung, Verwandte, die sich jahrelang nicht gesehen haben, und sagen: „Schön, dass wir uns mal wieder gesehen haben, traurig, dass es aus diesem Anlass war.“ Hätte man sich vor dem Ableben der Hauptperson getroffen, hätte diese noch was davon gehabt.

Das Tolle ist jetzt, dass es vor dem Abschied ein Wiedersehen, ja viele Wiedersehen geben wird. Gestern kam eine Freundin aus Köln, die ich vielleicht 30 Jahre nicht gesehen hatte. Und es war, als hätten wir uns letzte Woche zuletzt gesehen. Diese Vertrautheit, der Humor, ihre Wesensart, weshalb ich sie schätze, alles war wieder da, jetzt in räumlicher Nähe, auch wenn wir uns körperlich verändert hatten. Und es werden weitere Wiedersehen dieser Art folgen, sofern es Freund Hein zulässt.

Aber ist es nicht gerade diese Ungewissheit und das Vergängliche, was diese Momente so kostbar macht? Die Schönheit einer Blüte oder eines Schmetterlings wissen wir doch erst dadurch zu schätzen, dass sie vergänglich ist. Unsere armseligen Versuche, sie künstlich nachzuahmen und festzuhalten mündet schließlich darin, dass wir das verstaubte Artefakt irgendwann dem Müll überantworten, es bewusst vergänglich machen.