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Kennenlernen - oder nicht?

Immer wieder geht es um Kontakte, um Beziehungen zu anderen Menschen und wie ich sie gestalte. Derzeit werde ich überhäuft mit Anfragen nach Besuchen und Telefonaten, was mir durchaus schmeichelt, bin ich doch sonst nicht der kontaktfreudige Mensch. Der Radioautor Fritz Tietz betitelte ein Feature über unbekannte Bekannte: „Schön, Sie nicht kennenzulernen!“ Es geht um Menschen, denen wir regelmäßig begegnen, ohne sie anzusprechen. Manche tun es doch oder sie grüßen erst einmal und nach dem x-ten Gruß beginnen sie ein Gespräch. Ich gehöre nicht dazu.

 

Eine Ausnahme war Heinz (Name geändert), der mich aufgrund eines Wohnungsgesuchs, was ich Ende der 1980er Jahre aushängte direkt ansprach. Ohne, dass es zu einer tieferen persönlichen Beziehung kam, kreuzten sich ab und zu unsere Wege in den folgenden Jahren und jeder griff zu, um diesem Moment etwas von seiner Zufälligkeit zu nehmen. Und  angefangen hatte es mit dieser Wohnung, für die Heinz einen Nachmieter suchte, doch der Vermieter sich als sperrig erwies und ich als Zeuge vor Gericht Heinz vor weiteren Mietzahlungen bewahren konnte. So hatte ich jetzt aus einem unerfindlichen Grund Heinz’ Mailadresse und sandte ihm den Link zu diesem Blog weil ich dachte, er sollte wissen, dass es in weiterer Zukunft keine zufälligen Begegnungen mehr mit mir geben würde.

 

Auch diesmal packte Heinz den Zufall und schrieb mir eine berührende Mail mit seinen existentialistischen Erkenntnissen über das Mysterium Leben und konkreten Tipps zur Palliativversorgung, mit der er sich als Arzt auch auskennt. Das sind ermutigende Erfahrungen, die mir Recht geben, dass ich mit diesem Blog auf einem guten Weg bin. Doch auch weiterhin wird es Menschen geben, die eine weitere „verpasste“ Gelegenheit benötigen und ein Bedauern, um zu einem späteren Zeitpunkt, die Scheu vor dem Lebensziele abzulegen.

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